Grundsätzlich haben Menschen von Kindheit an ein klares Gespür dafür, was anderen guttut, was sie zum Erhalt ihres Wohlbefindens tun müssen, aber auch was sie verletzt und ihnen schadet. Jedoch greifen äußere Einflüsse wie Erziehung dort ein, wo es nicht notwendig ist. Aus diesem Grund verlernen wir dieses natürliche Gespür, was entscheidend dafür ist, niemanden – auch uns selbst nicht – bewussten Schaden zuzufügen. Wir bekommen von Beginn an Verbote auferlegt und Meinungen aufgedrückt; uns werden Glaubensmuster initiiert, indem sie uns vorgelebt werden. Auf diese Weise entfernen wir uns von unserem Ursprung, der auf Liebe und Mitgefühl beruht. An ihren Platz stellen sich Schuld- und Schamgefühle. Es entwickelt sich eine tiefe Angst, in sich hineinzuhorchen, um das herauszuholen, was einmal selbstverständlich war. Anstatt aus der Verbindung mit sich selbst heraus zu handeln, spielen wir automatisch das Programm ab, das uns von klein auf beigebracht wurde. Die eigenen Bedürfnisse werden entweder nicht erfüllt oder einfach verleugnet. Wir haben uns nach außen hin verlagert und vergessen, dass wir nicht für die Gefühle anderer verantwortlich sind. Wir stehen unter der Kontrolle von anderen, sei es der von der Familie oder der von fremden Menschen. Von Generation zu Generation wird ein Vergessen beigebracht, ein Vergessen in unsere Intuition und innere Führung, sowie ein Vergessen für das Mitgefühlt für andere Lebewesen.
Es wird ein emotionales Trauma weitergegeben, das aus einem Mangel von Akzeptanz und Geliebtsein resultiert. Der Verstoß gegen eine Verhaltensnorm führt automatisch zu einem Schuldempfinden. Dieser Prozess, der sich in unserer Kindheit entwickelt hat, ist dafür verantwortlich, dass wir nicht mehr hinterfragen, was um uns herum geschieht. Wir hinterfragen weder sogenannte Experten – denn diese müssen ja wissen, was gut für uns ist, genauso wie es unsere Eltern wussten, die es wiederum von ihren Eltern wussten -, noch denken wir darüber nach, was unsere Handlungen für Auswirkungen haben, denn wenn alle so handeln, muss es schließlich richtig sein.
Es ist an der Zeit, die tiefe Wahrheit zu hören und sich nicht dem Leben zu ergeben, das aus einer Realität entstammt, die andere für uns erschaffen haben. Wir wollen geliebt und beschützt werden, wir wollen eine friedliche Welt, aber haben dabei das Entscheidendste vergessen: den Tod auf unseren Tellern. Liebe hat keine Grenzen. Weshalb aber begrenzen wir sie auf Gruppen? Auf der einen Seite stehen unsere Haustiere, auf der anderen die sogenannten Nutztiere. Ohne äußere Prägungen wüssten wir sofort, dass das nicht richtig sein kann; wir würden uns erheben und gegen diese Ungerechtigkeit etwas tun.

Wir wollen ein glückliches und friedvolles Leben führen, wir wollen Spaß haben und Freude empfinden, wir wollen frei sein; und genau das wollen wir auch für unsere Haustiere, selbst anderen Tieren, denen wir begegnen oder an die wir denken, wünschen wir das. Wir würden einem Tier helfen, wenn wir es in einer Notlage sehen. Nur sehen wir die Not von Millionen Tieren in Käfigen, Ställen, Becken und Schlachthäusern nicht, weil sie im Verborgenen liegt. Wenn wir damit konfrontiert werden, blenden wir die Tatsache aus, dass unsere Mahlzeiten für Tierqual verantwortlich sind. Schließlich hätten unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern niemals etwas, das falsch ist, zugelassen – oder?
Marie-Louise Theresa
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