In der Gesundheitswelt gibt es kaum ein Thema, das nicht kontroverser diskutiert wird. Während einige warnen, dass eine säurebildende Ernährung langfristig den Körper belastet, sind andere überzeugt, dass der Säure-Basen-Haushalt sich von selbst reguliert – unabhängig davon, was wir essen. Besonders unter Anhängern der Carnivore-Diät wird die Idee einer „Übersäuerung durch Lebensmittel“ oft infrage gestellt. Aber was stimmt nun wirklich?

Was bedeutet Übersäuerung überhaupt?

Unser Körper ist in der Lage, den pH-Wert des Blutes innerhalb enger Grenzen stabil zu halten. Würde dieser kippen, wären wir nicht lebensfähig. Die Frage ist also nicht, ob das Blut „sauer“ werden kann, denn das passiert bei gesunden Menschen nicht. Es geht vielmehr darum, ob unser Lebensstil den Körper langfristig belastet, weil er ständig überschüssige Säuren neutralisieren und ausscheiden muss.

Unser Blut-pH liegt immer in einem engen Bereich zwischen 7,35 und 7,45.

Die Argumente der Kritiker: Ist der Körper nicht selbstregulierend?

Ja, unser Körper besitzt ausgeklügelte Mechanismen, um das Säure-Basen-Gleichgewicht zu bewahren. Die Nieren, die Lunge, die Leber und das Bindegewebe sind daran beteiligt. Aber: Dass ein System sich selbst regulieren kann, bedeutet nicht automatisch, dass es nicht überlastet werden kann. Ähnlich wie die Verdauung oder der Hormonhaushalt kann auch die Fähigkeit zur Säureausscheidung beeinträchtigt werden, z. B. durch Stress, Umweltgifte oder eben auch durch die Ernährung.

Warum Ernährung dennoch eine Rolle spielt

Der Abbau von tierischem Eiweiß führt im Körper zur Bildung von Schwefelsäure – und das muss neutralisiert werden.

Befürworter der Übersäuerungstheorie argumentieren, dass bestimmte Lebensmittel dazu führen, dass mehr Säuren im Stoffwechsel entstehen. Zwar wird der Blut-pH dadurch nicht direkt beeinflusst, aber um die Säuren zu neutralisieren, muss der Körper Basen bereitstellen, oft in Form von Mineralstoffen aus den Knochen oder dem Gewebe. Das ist auch der Grund, warum einige Studien einen Zusammenhang zwischen einem hohen tierischen Proteinkonsum und einer verminderten Knochendichte sehen.
Dazu kommt: Unsere moderne Lebensweise ist weit entfernt von der natürlichen Balance. Wenig Schlaf, viel Stress und Umweltgifte, all das kann die Regulationsmechanismen des Körpers zusätzlich belasten.

Dass der pH-Wert im Blut konstant bleibt, bedeutet nicht, dass der Körper nicht belastet wird. Wenn wir regelmäßig viele säurebildende Lebensmittel zu uns nehmen – also vor allem viel tierisches Eiweiß, Getreide oder stark verarbeitete Produkte –, muss der Körper permanent gegensteuern. Die Nieren arbeiten auf Hochtouren, um überschüssige Säuren auszuscheiden. Dabei geht oft Calcium aus den Knochen verloren, weil es als Puffer dient.

Was bedeutet das für uns?

Wer sich fast ausschließlich von stark verarbeiteten Kohlenhydraten ernährt, ist gesundheilich jedoch kaum besser gestellt.

Eine Ernährung mit mehr Gemüse und weniger stark säurebildenden Lebensmitteln wirkt sich oft positiv auf die Gesundheit aus.

Die Idee, dass Säure-Basen-Balance nichts mit Ernährung zu tun hat, ignoriert viele gesundheitliche Zusammenhänge.

Dennoch: Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte. Unser Körper kann sich bis zu einem gewissen Grad selbst regulieren, aber er ist auch auf unsere Unterstützung angewiesen. Eine Ernährung, die ihm nicht unnötig Arbeit auferlegt, ist immer von Vorteil.
Wir müssen keine Angst vor „säurebildenden“ Lebensmitteln haben, aber wir sollten auch nicht ignorieren, dass eine pflanzenreiche, nährstoffdichte Ernährung dem Körper helfen kann, in Balance zu bleiben.

Anstatt uns mit langen Debatten aufzuhalten, könnten wir einfach beobachten: Wie fühlen wir uns? Haben wir Energie? Funktioniert unsere Verdauung gut? Gibt es Anzeichen dafür, dass unser Körper sich schwer tut, Stoffwechselprodukte auszuscheiden?
Der beste Ratgeber ist immer noch unser eigenes Körpergefühl.

Marie-Louise Theresa

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