Es gibt allerlei Definition von Rohkost. Da es kein geschützter Begriff ist, werden viele Produkte mit „raw“ beworben. In den allermeisten Fällen zielt das Wort auf die Bedeutung von „unverarbeitet“, „natürlich“ ab. Was man ursprünglich unter „Rohkost“ versteht ist allerdings Nahrung, die nicht höher als 42°C erhitzt wurde. Über diese Temperatur hinaus werden nämlich Eiweiße denaturiert, Enzyme zerstört und ungesättigte Fettsäuren geschädigt.
Was kann man noch essen?
Mit jeder neu entdeckten Ernährungsform kommt der Gedanke auf: „Was kann ich denn dann noch essen?“. Gerade Veganer kennen dieses Vorurteil gut, obwohl man lediglich eine einzige Gruppe an Nahrungsmitteln weglässt. Rohkost bedeutet für viele noch mehr Einschränkung; verständlich, da vieles, das man gewohnt ist, zu essen, wegfällt. Man könnte es aber auch als Horizonterweiterung betrachten, da Rohkost viele Möglichkeiten birgt:

Früchte
Ich durfte z. B. viele neue Obstsorten kennenlernen, von denen ich vorher noch nie gehört habe (mittlerweile gehören Mangostan, Sapotille und allen voran Durian zu meinen Lieblingsfrüchten) oder ich habe mich endlich an Sorten herangetraut, die mir bekannt waren, ich habe vorher kein Interesse daran hatte wie beispielsweise an Jackfruit, deren Duft an Gummibärchen erinnert.




Auch schmeckten mir plötzlich Obstsorten viel besser, je länger ich rohköstlich aß, die ich vor langer Zeit einmal probiert hatte. Dazu zählten z. B. Drachenfrüchte (hier durfte ich auch pinke und gelbe kennenlernen) und Kakis oder Litschis.

Gemüse
Weiterhin hat man eine breite Auswahl an Gemüsesorten: Wie Paprika, Tomaten, Zucchini und Gurken zählt Kürbis zum Fruchtgemüse und kann roh verzehrt werden. Kreuzblütler wie Kohlrabi, Blumenkohl und Brokkoli dürfen ebenso roh gegessen werden. Auch Wurzelgemüse fehlt in der rohköstlichen Ernährung nicht und so können Karotten, Zwiebeln, Rote Beete o.ä. weiterhin in der Küche Platz finden.
Die einzige Ausnahme stellen Nachtschattengewächse wie Kartoffeln und Auberginen dar; sie enthalten das Gift Solanin und schmecken roh extrem bitter.

Wildpflanzen
Bei der Beschäftigung mit Rohkost lernt man, welche Wildpflanzen alle essbar und warum sie für die Gesundheit unabdingbar sind. Es ist nicht alles Unkraut, das draußen wächst. Viele Pflanzen, die in der Natur vorkommen, sind den meisten Menschen gar nicht bekannt – und so weiß man nichts über ihren Nutzen. Die bekanntesten in der Pflanzenmedizin sind u.a. Löwenzahn und Brennnessel, aber es gibt noch so viel mehr, die man nicht nur als Gesundungsmittel benutzen kann, sondern täglich in seine Ernährung integrieren sollte – denn sie verfügen über einen größeren Mehrwert als mancherlei Produkte, die es im Handel zu kaufen gibt.


Nüsse, Kerne und Saaten
Nüsse und Saaten dürfen in einer rohköstlichen Ernährung nicht fehlen, da sie ungesättigte Fettsäuren enthalten; insbesondere Walnüsse und Lein- oder Hanfsamen sorgen für ein gutes Omega 3- zu Omega 6-Verhältnis. Hier sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht erhitzt wurden, was leider oft der Fall bei Produkten im konventionellen Handel ist. Als Zugabe in den Salat, als Hauptbestandteil von Desserts oder als Snack zwischen durch: Nüssen und Samen finden vielseitige Verwendung in der Rohkost-Küche.


Hülsenfrüchte wie Bohnen dürfen nur ausschließlich gekocht verzehrt werden, weil das darin enthaltene Lektin Phasin sowie der Bitterstoff Saponin nur beim Kochen gänzlich abgebaut werden. Im rohen Zustand sind diese Stoffe giftig für uns. Ausnahmen sind hier Erbsen und Zuckerschoten, die man unbedenklich roh verzehren kann. Da Linsen einen geringeren Teil an Phasin als Bohnen enthalten, können sie in der rohköstlichen Ernährung eingebaut werden.

Keimen:
Sprossen & Mikrogrün etc.
An dieser Stelle geht es um die Zubereitungsmöglichkeiten: Statt zu kochen, kann man keimen. Nicht nur Linsen kann man keimen lassen. Ein großer Bestandteil für viele Rohkostliebhaber ist die Aufzucht von Sprossen, da sie viele Vitamine und Mineralstoffe beinhalten. Es gibt eine große Auswahl an unterschiedlichen Sprossensorten, sodass für jeden etwas dabei ist.
Auch Getreide kann man keimen: Statt erhitztes Getreide, z. B. in Flockenform zu essen, kann man es keimen und selber quetschen oder online bereits fertig erwerben. Selbst für diejenigen, die weiterhin Getreideprodukte essen wollen, ist gekeimtes Getreide gesünder, da z. B. Gluten weitgehend beim Keimprozess abgebaut wird, wodurch es leichter verdaulich wird. Ich persönlich präferiere kein Getreide, da es Entzündungen fördert, aber für diejenigen, die sich nicht davon trennen können, ist das eine gute Lösung.
Vorzuziehen ist Pseudogetreide wie Buchweizen, mit dem man viele Gerichte zaubern kann (sogenannte „Gourmet Rohkost“).
Statt kochen, kann man rohes Gemüse zu „Zoodles“ verarbeiten und aus Saaten und Gewürzen ein Dressing kreieren. Statt zu backen, kann man dören bzw. trocknen. Statt zu kochen und backen kann man mixen und entsaften – was viel mehr Spaß macht und noch dazu köstlich sein kann.






Es gibt allerlei Verwendungsmöglichkeiten, Rohkost in die Ernährung einzubauen. Sie kann sehr einfach gehalten werden und dennoch ausgesprochen abwechslunsgreich sein (siehe Mit Rohkost isst man doch nur Salat?). Auch wenn man sie nicht zum Hauptbestandteil seiner Ernährung machen möchte – unabdingbar ist sie in einer gesunden Ernährung nicht.